SWARAFULK

Europas erste Ostgotengruppe

König Theoderich an den König der Thüringer Herminafrid

König Theoderich an den König der Thüringer Herminafrid

1 Im Verlangen, Euch unserer Verwandtschaft anzusippen, vereinen wir [Dich] mit dem geliebten Pfand unserer Nichte; die Gottheit segne es! Damit sollt Ihr, der Ihr aus königlichem Geschlecht abstammt, durch den Glanz des Amalerblutes jetzt noch weiter leuchten! Wir schicken zu Euch die Zierde von Hof und Haus, die Vermehrung des [königlichen] Geschlechts, treuen Rates Trost und allersüßeste Gattenliebe. Möge sie sowohl mit Euch die Herrschaft nach dem recht innehaben als sie auch die Situation Eurer Nation zum Bessern bringen soll.

2 Das glückliche Thüringen wird besitzen, was Italien heranbildete, eine gelehrte Frau von Bildung, in Sitten erzogen, ein Schmuck nicht nur dem Geschlecht nach, sondern auch hinsichtlich weiblicher Würdigkeit, so daß Eure Heimat nicht weniger durch ihre Sitten ergänzen wird als durch ihre [eigenen] Triumphe.

3 Indem wir somit mit gebührender Huld grüßen, tun wir kund, daß wir bei der Ankunft Eurer gesandten den bestimmten Preis empfangen haben für eine gewiß unschätzbare Sache, aber entsprechend dem Brauch [unserer] Völker: nämlich Pferde gekleidet in die Farbe des Silbers, wie zur Hochzeit ziemlich. Brust und Beine schmücken sich mit wohlgeformtem Muskelrund, die Flanken dehnen sich in einiger Breite, der Bauch ist schmal und kurz. Das Haupt gleich wohl dem eines Hirsches: Ihm eifern sie an Schnelligkeit nach, dem sie in Aussehen ähneln. Sie sind in ihrer Wohlgenährtheit durchaus zahm, rechtmassig, doch sehr flink, hübsch anzusehen und angenehm im Gebrauch: Sie schreiten nämlich sanft einher und ermüden ihre Reiter nicht mit ungesunden heftigen Bewegungen. Man ruht auf ihnen eher, als daß man sich mit ihnen abmühte, und zu einem angenehmen und moderaten Schritt angehalten, verstehen sie es, in steter Beweglichkeit auszudauern.

4 Aber Ihr wißt, diese noch so edle Schar und die gezähmten Wildtiere oder was Ihr sonst noch an Besonderem geschickt habt – sie sind besiegt, weil die mit Recht alles übertrifft, die dem Schmuck der Königsmacht ziert. Auch wir haben freilich [an Euch] geschickt, was fürstlicher Brauch erforderte, aber nichts Größeres konnten wir darbringen, als daß wir Euch mit dem Schmuck einer solchen Frau verbanden. Der Himmel möge Eure Ehe schützen, damit, so wie uns sachliche Geneigtheit verbanden, unsere Nachkommen auch verwandtschaftliche Gunst verpflichten möge.

(Cassiodor, Variae: IV, 1)