SWARAFULK

Europas erste Ostgotengruppe

Schlacht am Mons Lactarius (Milchberg)

Schlacht am Mons Lactarius (Milchberg)

Ende Oktober des Jahres 552 besiegte der oströmische Feldherr Narses im Auftrag des Kaisers Justinian I. den letzten ostgotischen König Teja. Dies war die letzte große Schlacht im damaligen Gotenkrieg.

Teja war nach der schweren Niederlage der Ostgoten in der Schlacht von Busta Gallorum (Taginae), im Juli des selben Jahres, in der König Totila getötet wurde, zum neuen König gewählt worden. Er hatte die Überreste der Ostgoten um sich geschart und sich nach Kampanien zurückgezogen, wo sein Bruder Aligern noch einige gotische Stützpunkte hielt.

Narses stellte die Goten in der Nähe von Neapel am Milchberg (möglicherweise der Monte Sant’Angelo), wo sie sich an einem engen Pass verschanzt hatten. Die räumliche Enge machte es den kaiserlichen Truppen unmöglich, ihre zahlenmäßige Überlegenheit
auszuspielen. Die erbitterte Schlacht soll zwei Tage gedauert haben und endete erst, als Teja selbst getötet wurde. Er soll in dem Augenblick, als er seinen Schild auswechseln wollte, von einem römischen Wurfspeer tödlich verwundet worden sein. Aligern und die überlebenden Goten kämpften noch eine Weile weiter, ergaben sich dann aber schließlich gegen die Zusicherung freien Abzugs auf ihr eigenes Land; sie schworen, nicht mehr die Waffen gegen den Kaiser zu erheben und erhielten einen Teil ihres Wertbesitzes erstattet.

Eine ausführliche, aber wohl ausgeschmückte Schilderung der Schlacht findet sich im achten Buch der Historien des zeitgenössischen Geschichtsschreibers Prokopios von Caesarea:

“Jetzt komme ich dazu, zu erzählen von einer Schlacht, die würdig ist, im Gedächtnis der Menschen bewahrt zu werden, und von dem Heldentum eines Mannes, der in nichts einem der alten Heroen nachsteht. Von Teja will ich reden. Den Goten verdoppelte die Verzweiflung Mut und Kraft. Die Römer sahen wohl ihren todverachtenden, rasenden Grimm, aber sie widerstanden mit allen Kräften, weil sie sich schämten, dem schwächeren Gegner zu weichen. Früh am Morgen begann die Schlacht. Weithin kenntlich stand Teja mit wenigen Begleitern vor seinem Heerhaufen, von seinem Schilde gedeckt und die Lanze schwingend. Als die Römer ihn sahen, meinten sie, mit seinem Fall werde der Kampf sofort zu Ende sein, und deshalb gingen gerade die tapfersten, sehr viele an der Zahl, geschlossen gegen ihn vor, und sie warfen und stießen alle mit den Speeren nach ihm. Er aber fing alle Speere mit dem Schild auf, der ihn deckte, und tötete viele in blitzschnellem Sprung. Jedesmal wenn sein Schild von aufgefangenen Speeren ganz voll war, reichte er ihn einem seiner Waffenträger und nahm einen anderen. So focht er ein Drittel des Tages unablässig. Da ereignete es sich, dass in seinem Schild zwölf Speere hafteten, so dass er ihn nicht mehr beliebig bewegen und die Angreifer nicht mehr damit zurückstoßen konnte. Laut rief er einen seiner Waffenträger herbei, ohne seine Stellung zu verlassen oder nur einen Finger zurückzuweichen. Keinen Augenblick ließ er die Feinde weiter vorrücken. Weder wandte er sich so, dass der Schild den Rücken deckte, noch bog er sich zur Seite; sondern wie mit dem Erdboden verwachsen stand er hinter dem Schilde da, mit der Rechten Tod und Verderben gebend, mit der Linken die Feinde zurückstoßend so rief er laut den Namen des Waffenträgers. Dieser trat mit dem Schilde herzu, und er nahm ihn sofort an Stelle des speerbeschwerten. Nur einen kurzen Augenblick war dabei seine Brust entblößt, aber gerade da traf ihn ein Speer, und er sank sogleich tot zu Boden.”

Nur eine kleine Gruppe von Goten unter Indulf zog nach Norden ab, während sich der Großteil der Überlebenden Narses nun unterwarf. Damit war der zweite Gotenkrieg praktisch beendet, auch wenn einzelne gotische Garnisonen den Oströmern noch bis 562 widerstanden.