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Europas erste Ostgotengruppe

Die Ostgoten in Bayern

Die Ostgoten in Bayern

Das heutige Altbayern setzt sich aus den ehemaligen römischen Provinzen Raetia secunda und Noricum Ripense zusammen.
Für die Provinzen Reatia Prima und Noricum ist die Zugehörigkeit zum Reich der Ostgoten gesichert. Lange wurde dies von der Forschung für die Provinz Reatia Secund abgelehnt. Bestenfalls ging man von einem Abhängigkeitsverhältnis des Voralpenlandes vom Ostgotenreich aus.

Neue Funde und alte Quellen weisen aber in eine andere Richtung:
So wurde von Theoderich den Großen ein Statthalter für die Provinz Reatia eingesetzt, der dux Reatiarum Servtius. Auch ist ein Schreiben überliefert, in dem der ostgotische König Athalarich, den Donaukarpfen als landeseigene Speise an der königlichen Tafel in Ravenna bezeichnete.
Aber auch viele Funde in Südbayern weisen auf die Ostgoten hin. In allen großen Reihengräberfeldern in Südbayern, wie zum Beispiel Altenerding oder Straubing wurden Frauenfibeln ostgotischen Typs gefunden. Die älteren Männerbestattungen sind oft waffenlos, was typisch für gotische Männergräber ist. Speziell eine im Jahre 2005 ausgegrabene Gräbergruppe in Unterhaching, die in die Zeit um 500 n.Chr. datiert wird, zeugt von der Zugehörigkeit der Bestatteten zum Ostgotenreich. Die Grabbeigaben in diesen Gräbern, wie beispielsweise die mit Granaten verzierten Scheibenfibel und die erhaltenen Seidenreste, weisen auf den ostgotischen Königshof in Ravenna hin.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass unter dem Ostgotenkönig Theoderich die von Odoaker begonnene Neuorganisation des Raumes zwischen Alpen und Donau vollendet wurde und die Donaugrenze zusammen mit verbündeten Germanenstämmen, wie den vor den Franken geflüchteten Alemannen, gesichert wurde. Aus diesen „gemischten Grenztruppen“ hat sich der Stamm der Bajuwaren entwickelt.

Die Herrschaft der Ostgoten nördlich der Alpen endete mit der Abtretung des Gebiets durch König Witigis 536 n.Chr. an die Franken, um sich deren Neutralität während des Gotenkriegs in Italien zu sichern.

Was ist von den Ostgoten geblieben? Außer dass wir Bayern den Ostgoten wohl den Anstoß zu unsere Stammesbildung verdanken, haben sich die Goten in der bayrischen Sprache verewigt. Bei den Wochentagen wie Er(ge)tag oder Irda und Erchta für Dienstag, von griechisch „Tag des Ares“. Auch der Pfinzda für Donnerstag kommt vom griechischen pempte hemera, was fünfter Tag der Woche bedeutet. Griechisch deshalb, weil die Goten seit dem 3. Jahrhundert im griechischsprachigen Raum siedelten und viele griechische Lehnswörter in ihre Sprache übernahmen. Ein weiteres griechisches Wort ist Pfoad oder Pfaid für Hemd, von baité (Rock). Es gibt aber auch original gotische Wörter, wie Dult, von dulþs für religiöses Fest oder Maut, von mōta für Zoll.